5 Jahre SMiLE – ein Interview mit David Muallem

Für viele ist das dreitägige SMiLE-Festival im Bob Beaman schon zu einem kleinen Ritual avanciert, was am zweiten Augustwochenende seinen festen Platz im Terminkalender hat. Dieses Jahr findet das Spektakel vom 07.-09. August bereits zum fünften Mal statt und wartet mit einem Ilian Tape Show Case und Künstlern wie Derrick Carter, Levon Vincent, Anthony Parasole, Heidi oder Marcel Dettmann auf. Hier mehr Informationen.
Wir haben uns anlässlich der August-Ausgabe des Super Papers für ein Interview mit David Muallem getroffen, Booker im Bob Beaman und einer der Initiatoren des SMiLE, und mit ihm eine Bilanz über die letzten fünf Jahre gezogen.

 

Das SMILE-Festival im Bob Beaman geht 2015 ins fünfte Jahr. Was waren die anfänglichen Ideen und Motivation, die euch dazu bewegt haben, Smile ins Leben zu rufen?

Um ehrlich zu sein, war das erste SMiLE eine recht spontane Geschichte. 2011 fiel Maria Himmelfahrt auf einen Montag, somit war klar, dass es im Bob Beaman Sonntag Abend Programm gibt. Wir hatten kurz davor mit unseren Gartenveranstaltungen begonnen und die Idee war, einen fließenden Übergang zu der Abendveranstaltung hinzubekommen. Da es aber keinen Sinn gemacht hat, den Laden Sonntag Morgen um 08:00 Uhr zu schließen, um dann um 13:00 wieder aufzumachen, dachte ich mir es ist am besten gleich offen zu lassen, da ich schon länger davon geträumt hatte, dass Partys in München auch mal länger andauern. Bei einem Gespräch aller Beteiligten an meinem Küchentisch kam dann die Idee auf, anstatt einem Sommerfest diese beiden Tage durch ein Thema miteinander zu verbinden. Da der Freitag dann aber ziemlich einsam da stand, haben wir diesen einfach kurzerhand mit in den Smile-Kontext integriert. Dass im Endeffekt von Freitag Abend bis Montag an einem Stück durchgehend getanzt wird, haben wir etwa 3 Tage vor Beginn entschieden. Klar haben wir davor schon darüber nachgedacht, aber wir wurden von allen um uns herum eigentlich nur belächelt. Keiner hat wirklich daran geglaubt, dass so etwas in München möglich ist. Das hat uns dann natürlich noch mehr motiviert das Ganze durchzuziehen. Es ging uns aber keineswegs darum, einfach nur extrem zu sein. Das war uns zu banal. Es ging lediglich darum, diesen besonderen Vibe, der entsteht wenn Partys einfach lange dauern, den wir auch von anderen Orten auf der Welt gut kannten, auch hier bei uns entstehen lassen zu können. Eigentlich ist SMiLE ja auch kein Festival, sondern einfach nur eine lange Party mit einem größeren Line Up. Es war uns auch sehr wichtig, einen Kontext zu schaffen, bei dem im Gegensatz zu den anderen größeren Veranstaltungen zu dieser Zeit, kulturelle Aspekte deutlich vor wirtschaftliche gestellt werden. Uns war und ist es auch immer noch sehr wichtig, mit unserem Programm nicht nur anzusprechen, sondern eben auch herauszufordern. Dazu kam, dass wir auch zeigen wollten, dass solche Line-Ups auch möglich sind ohne gleich enorm hohe Eintrittspreise zu verlangen. Um das ganze aber abzukürzen oder zusammenzufassen: eigentlich wollten wir einfach nur eine verdammt gute Party schmeißen.

Gab es irgendwelche Hürden, die sich bei der Realisierung eines drei-tägigen Festival mitten in München auftaten und wie seid ihr damit umgegangen?

Da SMiLE ja immer in der gewohnten Umgebung des Bob Beaman stattgefunden hat, war natürlich eine gewisse Infrastruktur bereits vorhanden. Klar, bei SMiLE haben wir uns immer Mühe gegeben, den Club und auch die Terrasse umzugestalten und etwas Besonderes zu schaffen, aber letztendlich mussten wir uns nicht um Genehmigungen, ein anständiges Soundsystem, Bars etc. kümmern, wie das bei Off-Locations sonst der Fall ist. Alles war ja bereits vorhanden. Bei unseren Nachbarn, der Kirche und auch dem KVR, stießen wir eigentlich immer auf offene Ohren. Für uns lag die große Herausforderung darin, unsere Vision der Münchner Crowd zu vermitteln und uns voll und ganz auf Inhalte zu konzentrieren, um unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Eine weitere Herausforderung bestand darin, ein Line-Up dieser Größenordnung in so einem kleinen Club möglich zu machen, ohne enorm hohe Eintrittspreise zu verlangen. Aber das haben wir mit viel Fingerspitzengefühl und Überzeugungskraft dann doch immer wieder geschafft.

Besonders hohe Erwartungen werden ja jährlich an das Line-Up auf dem Smile gestellt. Wie geht ihr bei der Zusammenstellung der Artists vor?

Wie bereits oben erwähnt, geht es uns vor allem darum mit unserem Line-Up nicht nur anzusprechen, sondern auch herauszufordern. Es ist uns sehr wichtig, auch Themen aufzugreifen, die gerade im größeren Festival-Kontext nicht so einen Platz finden. Des Weiteren ist es uns genau so wichtig, Künstler präsentieren zu können, die eher selten in kleineren Clubs spielen. Wir versuchen auch immer eine gewisse Momentaufnahme zu entwickeln, die den derzeitigen Stand der Dinge im Bereich elektronischer Musik markiert. So ist uns auch immer daran gelegen, Labelthematiken aufzugreifen bei denen wir das Gefühl haben, einen gewissen Zeitgeist zu treffen. Ich glaube mit Ostgut Ton & Visonquest 2011, Life And Death 2012 und Hotflush 2013 ist uns dies auch ganz gut gelungen und wir waren in gewisser Weise auch etwas der Zeit voraus. Wir arbeiten immer hart daran, abseits der gewohnten Trampelpfade Künstler zu verpflichten, mit denen man eher überrascht als einfach nur andere Line-Ups zu kopieren, um so etwas Un- und vielleicht auch Außergewöhnliches zu schaffen. Dies ist uns meiner Meinung nach z.B. mit dem 9 Stunden Back2Back von Zip & Efdemin 2014 ganz gut gelungen. Wir sind glücklich wenn unser Line-Up eine gewisse Bandbreite aufweisen kann und nichts desto Trotz, die Abende und die ganze Party an sich einen gewissen roten Faden aufweisen können. Maßgeblich ist für uns, wie bei allen anderen Dingen an denen wir arbeiten, einzig und alleine die Musik und nicht z.B. wie viele Facebook Likes ein Künstler hat. Leider ist dies ja heutzutage nicht immer der Fall. Wir sind der festen Überzeugung, dass es langfristig nur auf Inhalte ankommt, da ohne diese nichts als eine leere Hülle übrig bleibt. Natürlich kommt bei der Zusammenstellung des Line-Ups auch ganz deutlich unser eigener Geschmack zum Ausdruck. Da wir uns konstant mit Musik beschäftigen, ist uns eigentlich immer recht schnell klar, was uns gerade am meisten interessiert.

Wenn du Bilanz ziehst: Wie hat sich das Smile in den fünf Jahren entwickelt und welche Momente sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Ich denke SMiLE hat sich in dieser Zeit zu einem festen Bestandteil des Münchner Partykalenders entwickelt. Es ist ein gutes Gefühl wenn man mitbekommt, dass sich um einen herum alle genau so auf das zweite Augustwochenende freuen, wie wir selber. Zu Anfang stand das ganze Konzept ja noch auf Recht wackligen Beinen. Die Stabilität, die wir gewonnen haben, ist meiner Meinung nach die maßgeblichste Entwicklung, die natürlich auch zu einer kreativen Freiheit führt. Obwohl vom ersten Jahr an durchgehend getanzt wurde, gab es schon immer ganz schöne Durststrecken am Freitag und Samstag Vormittag bis wir den Garten eröffnet haben. Da sich mittlerweile aber rumgesprochen haben sollte, dass SMiLE wirklich an einem Stück durchgeht, sind diese Zeiten deutlich stärker geworden und es ist eigentlich immer mit einem vollen Dancefloor zu rechnen. Da es so viele schöne Momente in den letzten 5 Jahren gab, fällt es mir schwer einzelne herauszupicken. All die glücklichen Gesichter werde ich aber sicherlich nicht vergessen.

Was hat sich deiner Meinung nach allgemein in den letzten fünf Jahren in München getan, was das Entstehen ähnlicher Konzepte (kleinere Festivals in der Stadt und Open-Airs im Sommer) und die Resonanz darauf angeht?

Ich denke in München hat sich einiges getan. Ich erkenne ein stetiges Wachsen der Szene, die sehr vielfältig und spannend ist. Es gibt viele gute Künstler, Labels, Clubs und eben auch Veranstaltungskonzepte, die von Menschen getragen werden denen es auch um Inhalte geht. Wie auch woanders auf der Welt, ist elektronische Musik salonfähig geworden und spricht jetzt durchaus eine breitere Masse an. Dadurch ergeben sich natürlich viele Möglichkeiten, jedoch birgt das ganze auch eine Gefahr, denn bei den Ergebnissen steht nicht immer Qualität im Vordergrund. Oftmals sehen Menschen auch einfach nur die Möglichkeit Geld zu verdienen und dabei bleibt immer qualitativer Anspruch auf der Strecke. Vor zwei Jahren gab es ja einen regelrechten Boom an Veranstaltungen im Sommer. Viele davon waren aber auch einfach nur halbherzig, bzw. schien mir, dass viele einfach nur versuchen einen Trend aufzugreifen, anstatt sich zu fragen warum man das alles tut, um dadurch eine eigene Vision zu entwickeln. Dass viele davon von nur recht kurzer Lebensdauer waren, ist für mich der Beweis, dass sich längerfristig Qualität immer durchsetzt.


Fotos: August CC
 

Was steht bei dir persönlich in naher Zukunft an, was die Musik und die Mitgestaltung am Münchner Nachtleben betrifft?

Ich hoffe in Zukunft wieder mehr Zeit im Studio verbringen zu können. Da ich mich in den letzten Jahren voll und ganz auf mein DJing, das Bob Beaman, und die Veranstaltungen SMiLE und Art of Dance konzertiert habe, ist meine Zeit zum Aufnehmen leider deutlich begrenzt gewesen. Da mir diese Art von kreativem Schaffen richtig fehlt, werde ich versuchen dem Ganzen wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Ich hoffe, dass ich auch weiterhin meine Leidenschaft für Musik mit dem Münchner Nachtleben teilen darf und werde nach wie vor alles dafür tun, dass eine ehrliche und inhaltlich wertvolle elektronische Musik- und Tanzkultur in München Bestand hat.