Podcast #12: Thomas Herb (Interview inkl)

Thomas Herb gehört zu den etabliertesten Münchner DJs. Seit 13 Jahren arbeitet er beim Münchner Plattenlabel Compost und hielt im Zuge dessen neben seinen zahlreichen Gigs auf der ganzen Welt schon Residencys in Clubs wie dem Harry Klein, Bob Beaman oder Mixed Munich Arts. In unserem Interview erzählt er ein wenig über seinen bisherigen Werdegang, die Arbeit bei Compost, seinem lustigsten beziehungsweise schlimmsten Gig wie Club- und Musikfavoriten. Zudem gibt es einen tollen und exklusiven Podcast.

Das Tracklist findet sich am Ende des Artikels.
Weitere Mixtapes gibt es unter www.soundcloud.com/two-in-a-row.
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Two In A Row: Wie lange bist du denn nun schon im Compost-Team und was genau tust du dort eigentlich?

Thomas Herb: Ich bin in meinem 13. Jahr bei Compost und fühle mich nach wie vor sehr wohl in Michael Reinboths Team. Mein Job dort ist schon sehr vielschichtig – Das geht von staubtrockenen Jobs wie dem Einpflegen und Verwalten von Track-, Release- und Vertragsdaten in unsere Labelsoftware, der Verarbeitung sämtlicher Salesdaten wie Verkaufszahlen für Digitale Sales, CD- / Vinylverkäufe und Lizenzeinnahmen über die Erstellung der Royalty Abrechnungen für unsere Künstler und Lizenzgeber bis hin zur GEMA-Abrechnung. Darüber hinaus bin ich für die Lizenzvergaben verantwortlich, wenn Musik von uns etwa für Compilations, Werbung oder auch Film angefragt wird. Durch Michael Reinboths Vertrauen in meinen Musikgeschmack und meine langjährige Erfahrung als DJ werde ich häufig auch nach meiner Meinung zu Demos für die House-Platform Compost Black Label gefragt und schlage gerne auch mal den ein oder anderen Remixer vor.
Gestalterisch und über das Tagesgeschäft beim Label hinausgehend, habe ich über mehrere Jahre die Compost Black Label Sessions Clubnacht gehostet und als Resident DJ bespielt – zunächst für drei Jahre im Harry Klein, danach dann für weitere zwei Jahre im Bob Beaman. Das Zepter für die gleichnamige wöchentliche Radioshow haben SHOW-B und ich im vergangenen Herbst, nach 275 Sendungen an den Kollegen Tim Burclay übergeben.

Gerade eben habt ihr das 20-jährige Bestehen von Compost gefeiert. Wie war die Geburtstags-Tour soweit und wo hat es dir am besten gefallen?

Wir sind ja noch mittendrin in den Feierlichkeiten. Ende Mai hatten wir unser großes Kick-Off-Event im Muffatwerk München, tags darauf dann eine super Clubnacht im Prince Charles Berlin. Bisher ist die Party in Berlin mein Favorit – Es hat einfach gepasst an dem Abend und ein schöner Club mit einer sehr guten Anlage hat bei mir persönlich immer die besseren Karten als eine sehr große, dafür aber unpersönlichere Venue. Weiter geht es mit der Tour jetzt am kommenden Wochenende. Am Freitag spielen wir vor wunderschöner Open-Air-Kulisse im Schlossgarten Karlsruhe und ganz besonders freu ich mich dann auf Samstag, wo wir in der legendären Züricher Clubinstitution Zukunft zu Gast sind. Ende Juli/ Anfang August folgen dann Tourdates in Freiburg und Köln und auch für die Herbstsaison ist noch der ein oder andere Jubiläumsgig in Planung….

Darüber hinaus, welcher Auftritt zählt bislang zu den erinnerungswürdigsten?

Ich bin ja schon sehr lange dabei und es gab und gibt für mich immer wieder Auftritte, die unter die Haut gehen und wohl für immer in meiner Erinnerung bleiben. Nächte in denen ein kollektives Musikerlebnis und Interaktion mit dem Publikum möglich wird, wo der Funke einfach überspringt und woraus man den Antrieb zieht, für das was man als DJ macht. Unmöglich, da einen einzelnen hervorzuheben.

Daneben gibt es im laufe der Zeit aber auch jede Menge obskurer Gigs, die natürlich ebenfalls in Erinnerung bleiben – Einen solchen, genauer gesagt meinen kürzesten Auftritt, hatte ich in Bevern im Hinterland von Bremen. Anfang der Nullerjahre gab es die Veranstaltungsreihe „Rhitmo De Barcardi“ – Es sollte der damals populäre Latin House Sound gespielt werden und in den Lineups waren neben kommerzielleren Acts auch jede Menge damals von mir geschätzter nationaler und internationaler DJ-Kollegen zu finden. Es gab eine gute Gage und ich dachte mir „warum nicht, let’s try it!“ Ich packte meinen Plattenkoffer also gezielt mit perkussivem latin- und afro-inspiriertem House und flog zusammen mit dem Münchener DJ Tomahawk, der auf vielen Rhitmo Events das Warm-Up spielte, nach Bremen. Von dort ging es mit dem Mietwagen weiter nach Bevern – Während der Autofahrt drehten sich unsere Gespräche um die Events und ob man als DJ mit einem eher undergroundigen Ansatz dort überhaupt bestehen kann. Tomahawk meinte, dass es mal gut, mal nicht so gut laufen kann und ich hoffte inständig, dass es gut laufen wird. Als ich dann später in den Club kam, der sich als Großraumdisco entpuppte, in der Daisy Dee, die Moderatorin der gleichnamigen TV-Sendung auf Viva gerade ihr Animationsprogramm runterspulte, schlich sich bei mir ein flaues Gefühl in der Magengegend ein. Gleich war ich dran und die Tanzfläche war (noch) voll – Die Frage war, wie soll ich denn die Leute hier bei Laune halten? Mit Africanism, DJ Gregory oder Negro Can? Oder versuche ich zuerst den Louie Vega Remix für Gloria Estefan? Das müssten die Leute doch selbst hier kennen. Und so kam der Moment an dem ich mit eben dieser Platte mein Set begann und sich sehr schnell zeigte, dass auch eine Gloria Estefan die Leute nicht davon abhalten konnte fluchtartig den Tanzflur zu verlassen. Schon bei meiner zweiten Platte kam der Resident DJ der Diskothek und meinte, dass ich super auflege, jetzt aber mal Gas geben muss, weil sonst alle nach Hause gehen. Während meiner dritten Platte hatte er mich überzeugt – „Nix für ungut, dein Sound läuft bestimmt gut woanders“, dass es besser ist, wenn er jetzt übernimmt, was er dann auch tat und sich in etwa so anhörte: Hägädahägädähägädä – Tsst Tsst Tsst – Hägädähägädä… Das war er – mein kürzester Gig ever. Darauf brauchte ich dann erstmal ein Jever.

Welcher Münchner Club spricht dich im Moment am meisten an?

Ich finde die Clubsituation, die wir momentan in München haben, schon sehr, sehr gut im Vergleich mit anderen Deutschen Städten, wenn man Berlin mal ausklammert. Auch hier kann und will ich mich nicht auf einen bestimmten festlegen. Abhängig vom Booking oder der Veranstaltung zählen auf jeden Fall Kong, Charlie, MMA und auch das Bob Beaman zu meinen erklärten Favoriten. Nicht zu vergessen auch die Rote Sonne und das Harry Klein, die über lange Jahre hinweg eine super Arbeit machen.

Was dürfen wir demnächst von dir erwarten?

Relativ viele Auftritte den Sommer über – Highlights sind mit Sicherheit der 20 Jahre Compost Gig in der Zukunft in Zürich am kommenden Wochenende, dann bin ich am 11.07. zusammen mit SHOW-B bei einem Open Air in Genf gebucht, worauf ich mich sehr freue – Die b2b-Sets mit SHOW-B machen immer großen Spaß. Weiter geht’s die Woche darauf dann mit einem Set in Berlin und Ende Juli stehen dann ja auch schon die zwei nächsten 20 Jahre Compost Events in Freiburg und Köln ins Haus!

 

Das Tracklist zum Podcast:
01. DJ Buck -The Bells Of San Francisco (Baker Beach Bonus)
02. The Acid – Ra (David August Remix)
03. Lukas Rabe – Méduse
04. tba.
05. Lake People – Lamb Shift
06. DJ Koze – XTC
07. Jamie Anderson – Time Is Now (Radioslave Panorama Garage Remix)
08. Neil Flynn – Island People
09. Jaap Ligthart feat. Alice Rose – I Know Change (SHOW-B Less Vox Mix)
10. Carl Craig & Green Velvet – Party
11. Masters At Work – Tranz
12. Benedikt Frey – SH Birds
13. Frankey & Sandrino – Cephei (SBTH Remix)
14. Wayne Duggan – Experiment 1
15. Doc Daneeka feat. Seven Davis Jr. – What’s It Gonna Be?
16. SBTH – 204D