Curtis Newton über GrenzFrequenz im Interview

Grenzfrequenz veranstaltet seit vier Jahren regelmäßig erfolgreiche Partys in und um München. Angefangen mit illegalen Partys unter freiem Himmel oder in kleinen Räumlichkeiten ist das Team um Curtis Newton, Duff Bensky, R.Fineschliff und Gustavo Smith derzeit regelmäßg im Bullit und 8Below anzutreffen. Wir haben dem Gründer des Labels, Curtis Newton in einem Interview ein paar Fragen gestellt.


Curtis Newton als Support für Klangkarussell in der Theaterfabrik (© Nachtagenten)

Du produzierst selber Musik und legst auf. Wie kam es dazu?
Aufgelegt wird seit 1997. Ich kam durch meinen Nachbarn das erste Mal mit Platten in Kontakt. Mein Interesse an Musik begann jedoch schon viel früher. 1992 kaufte ich mein erstes „2 Live Crew“ Tape. Damals waren CDs noch nicht in oder zu teuer und an Plattenspieler dachte ich noch nicht. Ich begann ein paar Jahre später wöchentlich am Freitag und Samstag FM4 zu hören. Freitags war es „La Boom de Luxe“ und Samstags war es das „Swound Sound System“ mit Markossa und Sugar B. Jede Sendung wurde auf Tape gebannt. Mittlerweile war es so, dass ich die geilen Nummern gerne selber gehabt hätte und da kamen nur Platten in Frage. Also begann ich damit mich in den hiesigen Plattenläden herumzutreiben. Platten zu sammeln und zu besitzen wurde mehr und mehr ein Hobby, eine Genugtuung. Heute sind es knapp 6.000 Schallplatten und es werden wöchentlich mehr. Platten sind zwar teuer, aber das einzig wahre Medium, um Musik wiederzugeben. Was den Gebrauch in Clubs und Open Airs angeht, kann man andere Medien bevorzugen, weil die Clubs und Locations einfach nicht mehr auf Schallplatten ausgelegt sind.
Das Produzieren begann dann 2001, als ich zufällig eine Roland MC202 in die Hand gedrückt bekommen habe. Diese habe ich mit meinem Rechner verbunden und angefangen mit der ersten Version von Reason zu produzieren. Die Faszination mit so einem Gerät arbeiten zu können hat mich gepackt und ab da ging dann auch noch dieses Sammeln los. Analoge Geräte aus den frühen 80er Jahren wurden gekauft. Unter anderem ein Roland JX-3P, Einen Access Virus A, eine Roland TR 808 uvm. Das waren nur die Flackschiffe sozusagen. als Sequenzer diente mir die gute alte Akai MPC2000XL. So baute ich step by step mein eigenes kleines Studio auf und so ging alles los. Die Geräte benutze ich heute noch, jedoch bin auch ich hier mit der Zeit gegangen und arbeite hauptsächlich mit Ableton Live 8. Unbegrenzte Möglichkeiten und freie Entfaltung von Kreativität sind möglich. Derzeit besitze ich ein schönes Studio und arbeite gerade an ein paar Nummern, die hoffentlich irgendwann mal released werden. Wenn nicht, schieße ich sie den Leuten um die Ohren, wenn ich live spiele.

Welche Tracks dürfen in deinem Set keinesfalls fehlen?
Ein Track, den ich wirklich fast jedes Mal zocke ist „Pleasure Seeker“ von Elektrochemie. Ich spiele den Track seit fast fünf Jahren. Das ist meine Nummer, daran kann man immer erkennen, dass ich spiele.
Ansonsten läuft zur Zeit auf jeden Fall immer ein Künstler aus dem Hause Diynamic Music, ein unschlagbares Label. Nahezu jeder Release ein Kracher. Alles andere hört man in meinen Sets auf Soundcloud…

Was und wer ist GrenzFrequenz?
GrenzFrequenz wurde von mir 2008 gegründet, als ich einen Namen für meine Geburtstagsparty gesucht habe. Es war eher ein Zufall, dass ich darauf gekommen bin. Ich hatte einen Kumpel am Telefon falsch verstanden und irgendwas mit ‚Kränzchen‘ verstanden. Auf jeden Fall wurde aus dem ‚Kränzchen‘ ein ‚Grenz‘ und die ‚Frequenz‘ kam dann noch von mir hinten dran. Im späteren habe ich daraus mein Label geformt und trete seit dem auch mit diesem Labelnamen auf. Ich bin grundsätzlich ein Freund von kontinuierlichen Dingen. Ich hatte z. B. auch immer nur einen DJ Namen. Seit 15 Jahren mittlerweile.
GrenzFrequenz besteht derzeit aus 4 ständigen Mitgliedern: Curtis Newton, Duff Bensky, R.Fineschliff und Gustavo Smith. Ergibt halt echt ein geiles Team und ohne sie würden wir das Ganze auch gar nicht stemmen können.

Wieso die Idee GrenzFrequenz zu gründen?
Hier muss gesagt sein, dass nichts, was jetzt passiert, geplant war. Wir, insbesondere ich, haben niemals geplant ein angesagtes Kollektiv in München zu werden und ich habe auch nie damit gerechnet. Jedoch war es immer mein Wunsch, den ich nie aussprach. Für mich war das einigermaßen unerreichbar. Unterbewusst habe ich jedoch anscheinend immer darauf hingearbeitet. Ich bin stolz auf dieses Projekt und auf meine Crew!

Angefangen habt ihr mit illegalen Partys unter freiem Himmel oder in kleinen Räumlichkeiten. Wieso seid ihr in die Clubs gezogen?
Weil es sich einfach angeboten hat. Unsere erste richtige Location war die Feinkost Elektronika. Diese Location hatte das Konzept, dass es oben gutes und edles Essen gab und unten dann ab 23 Uhr Club Musik zu hören war. Leider fanden das die Nachbarn im Lehel nicht so toll und haben ständig die Polizei gerufen. Als wir dort anfingen stand der Laden kurz vor dem Aus. Angefangen haben wir zu Silvester. Eine spontane Afterhour ab 6 Uhr morgens. Die ging dann noch bis 17 Uhr Nachmittag. Es war einfach ungezwungen. Die Besitzer haben amtlich mit uns gefeiert und wir haben uns unterhalten, ob wir nicht regelmäßig veranstalten möchten. Wir hatten riesig Bock drauf und haben es umgesetzt. Die erste Party war dann wieder zufällig mein Geburtstag im Januar- Eine unglaublich fette Party, die auch eine unglaublich fette Zeit einläutete.

Das Besondere an dieser Zeit war einfach, dass es nicht einfach ein Club war. Wir hatten Captain Future Videos an die Wand gestrahlt oder hatten einen Super Nintendo mit dem alten Mario Kart mit Beamer am Start. Das war einfach was Besonderes. Man war frei in dieser Location und das haben alle geliebt.
All das hat jedoch nichts daran geändert, dass die Feinkost verkauft werden musste. Wir haben das mit unseren Partys ein Jahr hinausgezögert, ab da ging es wieder einen Schritt weiter. Wir haben uns in den Clubs hier in München etabliert. Ziel auf lange Sicht könnte jedoch sein, wieder zurück zu solch einer Location wie der Feinkost zu kommen, nur dann ohne Nachbarn.

Wie klingt GrenzFrequenz?
GrenzFrequenz klingt analog, warm und spannend. Erholsam und aufregend zugleich. Jeder Künstler unserer Crew trägt dazu seinen Teil bei. GrenzFrequenz hat Seele. GrenzFrequenz ist ehrlich und versucht Grundprinzipien der Musik umzusetzen. Wir versuchen Menschen zu verbinden. Das ist wirklich ein Teil von GrenzFrequenz. Wir haben in unserer ganzen Zeit immer andere Crews mit ins Boot geholt und arbeiten auch immer wieder mit ihnen zusammen und dieser Gedanke ist in München meiner Meinung nach nicht weit verbreitet. München ist ein hartes Pflaster. Kann es aber auch sein. Gutes wird sich durchsetzen.

Was ist dein Highlight in den bisherigen vier Jahren?
Mein persönliches Highlight in diesen Jahren war – wie sollte es auch anders sein – eine Geburtstagsparty für mich, die meine damalige Freundin im Juli für mich organisiert hat. Es war die Feier zu meinem 30sten Geburtstag. Diesen hatte ich im Januar so gut wie gar nicht gefeiert und sie hat mich mit einer Party an der alten S-Bahn Station im Olympiapark überrascht. Alle haben mich verarscht, ich war mies gelaunt und hatte keinen Bock für eine Studentenfeier dort zu spielen. Ich kam hin und als ich hinter die Scheinwerfen trat standen dort ca. 200 Leute und jubelten. Das hat mich schon sehr geflasht. Sie hatten mir sogar den Turm der Turmbühne von der Fusion nachgebaut und wir haben dann die ganze Nacht Sound gemacht. Es wurden immer mehr Leute und es war wirklich fast wie auf einem Festival, ein unvergesslicher Moment für mich.

Was dürfen wir demnächst erwarten?
Jetzt steht erstmal die Sommerpause vor der Tür. Ich spiele seit gut 18 Monaten jedes Wochenende und brauche mal Urlaub. Unterbrochen wird die Sommerpause von meinem Auftritt auf dem „Echelon Festival“. Das wird ein Highlight dieses Jahr, da bin ich mir sicher. Die Sommerpause wird dann am 31.08. beendet, wenn wir zum zweiten Mal Oliver Schories mit GrenzFrequenz im Bullit begrüßen dürfen.
In der Sommerpause werde ich auch sehr viel im Studio sein und meine kreativen Ergüssen in Nullen und Einsen umsetzen, sprich: Ich werd mir viel Zeit für meine eigene Musik nehmen. Ich möchte mir generell in den nächsten Monaten mehr Zeit für meine Musik nehmen. Wenn ich schon die Möglichkeit habe, dann möchte ich sie auch ausgiebig nutzen.
Ansonsten haben wir noch in den nächsten Monaten Niko Schwind, Rene Bourgeois und Miyagi bei uns zu Besuch. Die genauen Termine bekommt man bei mir auf Facebook mit.

Danke für dieses Interview… Es war mir eine Ehre!

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