Location Check: BieBie

Während der Aufbau-, Vorbereitungs- und Planungsphase, durften auch wir einen Blick in das zukünftige Münchner Kreativ-Quartier BieBie werfen. Das Zwischennutzungsprojekt befindet sich nicht weit von der U-Bahn-Station Freimann entfernt und beerbt die Räumlichkeiten der ehemaligen Biering-Druckerei. Dass der 11.000 Quadratmeter umfassende Komplex auf unbestimmte Zeit in die Hände von Zehra Spindler gefallen ist, war eher ein Zufall. Er machte den Berliner Eigentümer, der bereits viel Gutes über ihre vergangenen Projekte wie das Puerto Giesing oder Art Babel gehört hatte, auf sie aufmerksam und überließ ihr für die nächste Zeit freie Hand.

 

 

So eine Gelegenheit lässt sich Frau Spindler natürlich nicht entgehen und hat kurzerhand die leer stehenden Büros an Künstler und Kreative vergeben, die hier ihrem Schaffen ungehindert nachgehen können. Der Andrang war so groß, dass alle Plätze innerhalb der ersten Tage besetzt waren, doch es könnten in nächster Zeit noch weitere freie Arbeitsräume dazu kommen. Bisher ist ein illustrer Kreis an Biebie-Kreativen herangewachsen, denen man schon öfters in der Münchner Kulturszene begegnet ist und die jeder für sich ein eigenes Spezialgebiet mitbringen, auf dem sie sich austoben wollen. Dompteur Mooner, der sich neben der Musik um seine Leuchtröhrenkunst kümmert, Betty Müs Medienkunst mit Installationen und Videos, Eva Schatz, die Dokumentationen und Aktionen wie Workshops mit Flüchtlingskindern plant, Sus Sutherland, der hier endlich auf einer 10-Meter-Leinwand arbeiten kann, die Buntlack-Crew, die sich jetzt schon mit Graffitis und anderen schmucken Wandbemalungen im Haus verewigt hat. Sie sind nur eine Auswahl der Künstler, die hier ein eigenes Büro bekommen haben.

 

 

Zehra hat nicht wahllos Arbeitsraum verteilt, sondern sich bei jedem ihrer neuen Mitbewohner auch etwas dabei gedacht. So teilen sich beispielsweise Kreative aus verschiedenen Richtungen ein Büro, wenn sich ihre Ideen gut kombinieren ließen. Beispielsweise trifft Benni von Filmtrip auf eine Kostümdesignerin. Zusammen gestalten sie einen Kostümfundus für Shootings oder Filme. Das ist eine der ersten Pläne und Vorhaben, die hier in Zusammenarbeit realisiert werden. Die hier arbeitenden Künstler werkeln nicht alleine vor sich hin, sondern haben die einzigartige Möglichkeit sich zu vernetzen und aus dem in jedem Raum entstehenden kreativen Potential zu schöpfen. Das ganze Haus wird dabei einbezogen, auf den kleinen Grünflächen auf den Dächern soll beispielsweise Urban Gardening entstehen und für jeden Raum, den sich Spindler ansieht, hat sie schon eine neue Idee, wie man ihn perfekt nutzen könnte. Die ganzen Ideen, die bereits in Planung sind, sind bereits jetzt so vielfältig, dass man sich erstmal gar nicht vorstellen kann, wie alles im Zeichen einer temporären Gebäudenutzung unter einen Hut gebracht werden soll. Bis jetzt ist der Vertrag bis März 2015 angesetzt, doch wie das bei solchen Projekten so läuft, wird es wahrscheinlich noch einige Verlängerungen geben.

 

 

Natürlich sind auch die externen Besucher und Interessierte mehr als willkommen im BieBie. Es bleibt die Bauanträge und Genehmigungsverfahren abzuwarten, aber wenn alles durch ist, sind verschiedene Veranstaltungen wie Ausstellungen, Podiumsdiskussionen oder auch mal Partys möglich, solange es die äußeren Umstände erlauben. Spindler ist es außerdem wichtig, das Viertel einzubeziehen, indem sie beispielsweise mit mehreren Filmemachern eine Dokumentation darüber realisiert oder in öffentlichen Diskussionen die Anwohner in den Austausch über den neuen Zuwachs in ihrer Nachbarschaft kommen lässt.

 

 

Beim Rundgang merkt man jetzt schon wie alle Beteiligten für das Projekt brennen. Auch der Besitzer der ehemaligen Druckerei Ralf Biering ist immer noch dort anzutreffen und hilft überall mit, wo er gebraucht wird. Für München könnte das BieBie ein weiteres Beispiel werden, dass Zwischennutzungen sehr bereichernd für das Kulturleben der Stadt sein können und weitere Eigentümer von leerstehenden Gebäuden ermutigen, ihre Räumlichkeiten Leuten wie Zehra Spindler und der kreativsten Arbeitsgemeinschaft der Stadt überlassen.

 


 

www.biebie.wtf