KonterKunst: UN/SICHTBAR

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Petroleum, das letzte Streichholz brennt, Flammen klettern an ihrem Kleid hoch. Eifersucht, Gewalt und Schmerz sind der Auslöser für viele Säure- oder Brandattentate. Eine Ausstellung über Frauen, die ihre Schönheit verloren und mit viel Stärke ihre Würde wieder gefunden haben.

Ann-Christine Woehrl wollte nicht wegschauen, sie wollte die Frauen kennen lernen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Die Frauen, die sich unter Tüchern und Handschuhen verstecken, damit sie vor der Haustür nicht angestarrt werden, weil ihre Haut über und über mit Narben bedeckt ist. Manche von Ihnen haben ihr Augenlicht verloren, andere haben verkrüppelte Hände. So wie Nusrat, die ihrem Bruder helfen wollte die Frau zu heiraten, die er liebt und deswegen von ihrem eigenen Ehemann mit Säure übergossen wurde. Oder Farida, die ihren drogenabhängigen Mann verlassen wollte und nachts von ihm mit Säure heimgesucht wurde. Oder die junge Nehaari, die sich im 2. Monat schwanger selbst anzündetet innerlich zerstört von den sexuellen Übergriffen ihres Ehemannes.

Sie alle mussten Lernen wieder in den Spiegel schauen zu können, sich selbst Lieben lernen und einen Sinn im Leben finden. Für uns ist dieser Albtraum unvorstellbar. Was ich aber dennoch aus dieser Ausstellung mit zurück in den Sonnenschein der Heilewelt nehmen konnte, ist eine leise Ahnung davon, wie unzerstörbar und lebenswillig sie tatsächlich ist: die Innere Schönheit.

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(Fotos: Ramona Drosner for twoinarow.com)

UN/SICHTBAR
Frauen überleben Säure

Fotografien von Ann-Christine Woehrl
noch bis 11. Januar 2015

Museum für Völkerkunde
Maximilianstr. 42
Di – So 9.30-17.30h | 6 € / 4 €