Vinylmania #2: Steve O'Sullivan – Bluetrain Retrospective

Nummer zwei der „Vinylmania“ Reihe dreht sich um das aktuelle Album von Steve O’Sullivan’s altem Ego Bluetrain auf Sushitech. Alles Gute der 90er auf 3 x 12″.

 

Sobald die Nadel das erste Mal auf der Platte aufsetzt, ist man sofort geistig auf einem Rave der Mitt-90er. Dies mag auch daran liegen, dass alle Tracks gefühlvoll neu gemastert wurden und bereits zwischen 1997 und 2000 das erste Mal das Licht der Welt erblickten. Gleich der Starttrack „Moving Forward“ treibt einen nur so auf die Tanzfläche. Dubbig angehaucht, treibend und so klar klingend wie es nur von Platte klingen kann. „Midnight Creeper“ könnte ebenso auf jedem neuen Release erscheinen. Perkussiv, gefühlvoll von analogen Klängen untermalt und mit einer Baseline die die Grenzen jeder Anlage voll ausreizt. Wo „Midnight Creeper“ aufhört, macht „Where’s Burt?“ erbarmungslos weiter. Nur keine Zeit zum Luftholen lassen. Die Synthesizer fliegen hier nur so durch den Raum, untermalt von einer, wieder mal, grandiosen Baseline. Durch das gezielte Weglassen großer anderer Elemente ist genau dieser Track einer der in jedem Set auffallen wird.

Gut dass uns Sushitech danach erst einmal kurz eine Pause zum Sammeln gewährt, also Platte umdrehen und weiter gehts. Das sollte jedoch genug Pause sein, denn es geht unbarmherzig mit „Inside Out“ weiter. Auch hier wieder der „Bluetrain“ Sound wie man ihn liebt. Brachiale, gleichzeitig gefühlvolle Synthis, Bass den man bis in die Knochen spürt und knusprige Percussion machen hier das Salz in der Suppe. Mit „Special Edition“ kündigt sich die D-Seite an und ich schaue verwundert wie weit ich schon bin. Die Zeit vergeht bei solch toll produziert und wunderbar gemasterten und produzierten Musik wie im Flug. Die Claps schnarren nur so über meine Boxen, Hi-Hats und Kicks geben zusammen mit den Chords und der Baseline eine herrliche Melange! „Version Blue“ klingt da doch leicht anders. Alle Grundbausteine der „Bluetrain“ Serie sind vorhanden, doch anders als zuvor steht jetzt die Percussion im Vordergrund. Wunderbar analoge Hi-Hats ziehen sich als Markenzeichen durch und treiben den Hörer vorwärts.

Kaum ist der Track vorbei sehe ich dass die letzte der 3 Platten dran glauben muss. E1 „Stripped“ ist zwar nicht der erste Track dieses Albums der mit Vocals um die Ecke kommt, aber der erste der diese als eines der Hauptelement nutzt. Erfrischend wie diese sich in das Konstrukt fügen und zusammen mit Chords und schnalzenden Claps ein wie natürlich zusammengehöriges Ganzes ergeben. „Diminishing Returns“ zeigt nochmal und ganz eindrucksvoll wie man ein ganzes Album klar gestalten kann und trotz alle dem immer wandelbar und vielfältig bleibt. Im Gegensatz zu allen Tracks vorher merklich langsamer, dadurch jedoch nicht weniger drückend, und wieder einmal mit grossartigen Percussions durchzogen. Die Klangteppiche im Hintergrund ordnen sich ganz natürlich und stimmig unter und bilden ein wunderbares Gesamtbild. „Don’t Rush The Dub“ ruft das Motto der letzten Seite aus: Nur keine Eile! So wabern die Synthi-Teppiche durch den Track, der von einer erbarmungslosen Kickdrum und Hi-Hats immer weiter voran getrieben wird. „Give I Strength“ der leider bereits letzte Song auf diesem Album bildet einen scharfen Kontrast zur gesamten vorangegangenen Platte.

Traurig muss mit dem Abschluss der Platte jedoch keiner sein, denn es kündigt sich bereits eine „Reconstructed“ dazu an, auf der Künstler wie Delano Smith, Mike Huckaby usw. die Tracks Spur für Spur gefühlvoll auseinander nehmen und nach ihren Vorstellungen wieder zusammensetzen.